Unser Sandmännchen

Unser Sandmännchen (kurz auch Sandmann) ist eine deutsche Kindersendung, die seit 1959 produziert wird. Von 1959 bis 1989 wurde im geteilten Deutschland sowohl Unser Sandmännchen beim Deutschen Fernsehfunk (DFF) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) als auch eine Sendung gleichen Konzepts bei der ARD in der Bundesrepublik Deutschland unter dem Titel Sandmännchen vom SFB produziert und gesendet. Seit der deutschen Wiedervereinigung wird im Auftrag der ARD Unser Sandmännchen, aktuell vom Rundfunk Berlin-Brandenburg, weiter produziert und in den Vorabendprogrammen des RBB, des MDR und des KiKA gesendet. Das Sehen dieser Sendung war und ist für Kleinkinder in vielen Haushalten ein Ritual vor dem Zubettgehen.

Als die Fernsehmacher des Deutschen Fernsehfunks in Berlin-Adlershof unter dem damaligen Fernsehchef Walter Heynowski von den Planungen des SFB gehört hatten, entwickelte man beim DFF kurzfristig ein eigenes Konzept. Der Bühnen- und Kostümbildner Gerhard Behrendt wurde beauftragt, die gewünschte Sandmann-Figur in nur zwei Wochen mit aufwendiger Stop-Motion-Animation zustande zu bringen. Diethild Dräger gestaltete die Figuren mittels beweglicher Metallskelette in der DFF-Puppenwerkstatt.

Die erste Folge lief am 22. November 1959 im DFF. Nach getaner Arbeit schlief der Sandmann in der ersten Folge an einer Straßenecke ein. Die Ausstrahlung dieser Szene führte zu Protesten von Eltern. Viele Kinder sollen dem Sandmännchen in Briefen ihre Betten angeboten haben.

Im Sommer 1960 bekam die Sandmann-Figur ihre endgültige Form mit 24 cm Größe, einer Zipfelmütze und dem bis heute typischen langen, weißen Spitzbart. Das Sandmännchen ist von gleicher Größe wie die mitspielenden Kinderfiguren. Das produzierende Studio war bis zur Wende in Berlin-Mahlsdorf. Die Kulissen und die zahlreichen Fahrzeuge baute Harald Serowski, der das Sandmännchen im Lauf der Jahre mit über 300 Fortbewegungsmitteln ausstattete, vom Personenkraftwagen über Nutz- und Schienenfahrzeuge bis hin zu einer Weltraum-Rakete.

In der Folge entstanden Sandmännchen-Episoden mit vielfältigem Inhalt – Alltagsszenen, Reisen des Sandmännchens in ferne (meist sozialistische) Länder und auch ins Weltall (unter anderem reiste der Sandmann mit dem Lunochod auf den Mond), Märchenszenen, aber auch Szenen mit starkem politischen Inhalt, etwa Besuche des Sandmännchens bei der Nationalen Volksarmee, den Grenztruppen an Oder und Neiße oder im Pionierferienlager. Das Sandmännchen hatte einen reichhaltigen Fuhrpark mit teilweise sehr konventionellen, teils auch sehr futuristischen Fahrzeugen. Während der Leipziger Messe erschien es 1970 mit einem neuartigen Senkrechtstarter vor der Kulisse des Leipziger Uniriesen. Die Kennzeichen der Fahrzeuge starten immer mit den Initialen „PU“ für Puppenstudio, gefolgt von sich an den Produktionsnummern orientierenden Ziffern. Als das Sandmännchen in einer Episode mit einem Heißluftballon ankam, gab es allerdings Ärger mit Parteifunktionären – zwei Tage zuvor waren zwei Familien mit einem selbstgebauten Heißluftballon von Thüringen nach Bayern geflohen.

In allen Geschichten kommt ein bildgebendes Gerät oder ähnliches vor, auf das nach der Begrüßung des Sandmännchens herangezoomt wird, womit die allabendliche Gutenachtgeschichte beginnt. Bis einige Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung erschien zu Beginn der Geschichte in Schulausgangsschrift das Wort Abendgruß auf dem Bildschirm. Als Einleitung jeder Sendung erschien ebenfalls in Schulausgangsschrift die Ankündigung Gleich kommt unser Sandmännchen. Zum Abschluss einer jeden Episode streut der Sandmann eine Handvoll Schlafsand aus seinem kleinen Sack als flimmernde Wolke, woraufhin sich die Kinder die Augen reiben, und winkt dann den Zuschauern zum Abschied.

Der Abendgruß zu Zeiten des DFF

In den Kurzfilmen (Abendgruß), die von der Rahmenhandlung eingeschlossen waren, erschienen zahlreiche Figuren: zum Beispiel Pittiplatsch und Schnatterinchen (ein Kobold und eine Ente) sowie Moppi (ein Hund), Herr Fuchs und Frau Elster, Flax und Krümel, Kasperle und Gretel, Annemarie und Brummel, Pünktchen und Felix, Rolf und Reni, Borstel (ein Igel), oder später Plumps (ein Wasserkobold) und das Küken erlangten Kultstatus. Andere waren zum Beispiel ab 23. November 1955 Meister Briefmarke (Heino Winkler), Taddeus Punkt und Struppi, Meister Nadelöhr (Eckart Friedrichson) oder Frau Puppendoktor Pille (die zu Elternbeschwerden wegen des Reimes „Frau Puppendoktor Pille mit der großen klugen Brille“ führte, weshalb dieser zu „mit der großen runden Brille“ abgeändert wurde). Viele dieser Gestalten kamen auch in anderen Kindersendungen des DDR-Fernsehens wie Zu Besuch im Märchenland vor.

Die Abendgrußgeschichten folgten einem festen Wochenplan. Manche Geschichten blieben über Jahrzehnte immer am gleichen Wochentag (zum Beispiel am Freitag, Sonnabend und Sonntag). In den 1980er Jahren präsentierte sich der Wochenplan der Geschichten in etwa so:

    Mo: unterschiedlich (1980er Jahre: Verkehrskompaß (Kinderversion) mit Stiefelchen & Kompasskalle)

    Di: Geschichten erzählen von Freude und Fleiß – Berufe werden kindgerecht vorgestellt

    Mi: unterschiedlich (1980er Jahre: Frau Puppendoktor Pille, Pünktchen und Felix, Taddeus Punkt, Gertrud und Buddelflink)

    Do: Plumps (seit 1986)

    Fr: Liederspielplatz – Kinder spielen und singen, ab 1988 auch Ulf und Zwulf

    Sa: Pittiplatsch und Schnatterinchen im Märchenland mit Moppi

    So: Herr Fuchs und Frau Elster

Zu besonderen Anlässen wie Weihnachten, Ostern oder Kindertag wurden auch längere Episodenfilme produziert, in denen das Sandmännchen zusammen Herrn Fuchs, Frau Elster und vielen weiteren bekannten Figuren aus den Abendgrußgeschichten in verschiedenen Abenteuern zu sehen ist.

Auf die gewohnte Abendgrußgeschichte wurde im Fernsehen der DDR verzichtet, wenn ein hoher Staats- und Parteifunktionär, in der DDR oder verbündeten Ländern, verstorben war. An deren Stelle wurden dann Musiker gezeigt, die Trauermusik spielten.